Von einer bestandenen Gesellenprüfung und vom Bergfest

14.Tag – dreizehnter Mai

Besuch im BZ des Baugewerbes

Aufführung heute im BZ des Baugewerbes Marburg. Ein wunderbarer Rahmen in einer echten Werkstatt mit einem echten Musterhaus im Hintergrund. Heute kann ich ganz leicht erklären, was ein Zimmermann macht.

Ca. 100 Jugendliche besuchen erst einmal die verschiedenen Werkstätten, bevor sie im „Werkstatttheater“ Platz nehmen. Ich werde vorgewarnt. Einige Plätze in den ersten beiden Reihe bleiben zum Glück frei, die der Leiter des Bauzentrums rasch mit den sonst ganz hinten sitzenden „Spezialisten“ besetzt. Super.

Schon bei der kleinen Ansprache des stellvertretenden Kreishandwerksmeisters, einem Zimmererkollegen, ist sofort klar, wer hier „Leben“ in die Vorstellung bringen will. Und hier hilft mir jetzt die Nähe zum Publikum. Das Stück ist interaktiv. Die Zuschauer werden einbezogen. Und natürlich ganz besonders meine Freunde aus der ersten Reihe. Manchmal muss man hierbei auch Umwege gehen, weil die ganz „coolen“ Jungs mich ja gar nicht erst ansehen, sondern als Mittelpunkt einer Clique mit ihren Kumpels zu tun haben. Dann muss es eben über die Kumpels gehen.

Handwerk trifft Kultur - Auftritt im BZ d. Baugewerbes Marburg

Handwerk trifft Kultur – Auftritt im BZ d. Baugewerbes Marburg

Wenn ich Jugendtheater machen will, muss ich mit solchen Situationen umgehen lernen. Heute gelingt es, und ich bin einfach nur glücklich und stolz. Die Vorstellung läuft prima und weitgehend störungsfrei.

Bei dem traditionellen Richtspruch auf der Leonardo da Vinci – Brücke spricht mein Zimmererkollege die letzten Worte des Richtspruches hörbar mit : „Ein letzter Schluck gebührt der Ehre, des Handwerks dem ich angehöre.“
Und da ist sie wieder. Diese Verbindung zwischen Menschen. Dieses Berührtsein.

Das war heute meine Gesellenprüfung!

Der Erfolg wird dadurch abgerundet, dass heute neben der lokalen Presse auch der hessische Rundfunk in der Vorstellung ist.

Unter Zimmerern: Im Gespräch mit dem Kreishandwerksmeister

Unter Zimmerern: Im Gespräch mit dem Kreishandwerksmeister

Halbzeit der Tour, Bergfest. Ein erster Rückblick.

Vor zwei Wochen sind Kerrin und ich losgezogen. Es fühlt sich an wie Monate. Viele Erlebnisse und Begegnungen liegen hinter uns.

Viele Erfahrungen sind gemacht, die meisten Fragen sind beantwortet:
Kommt das Stück an bei Jugendlichen? – Ja!
Bin ich der Aufgabe gewachsen? – Ja!
Wie muss ich es spielen?
– Variierend, je nach Konzentration und Aufnahmefähigkeit des Publikums
Wie ist das passende Setting?
– Publikum ganz nah, keine Bühne, kein Licht, kein Ton, Aktion pur
Vor wie vielen Zuschauern kann man das Stück spielen? 200 Zuschauer.

Eingespieltes Team, Arbeitsplatz direkt im Auenland - nur keine Hobbits in Sicht... noch nicht.

Eingespieltes Team, Arbeitsplatz direkt im Auenland – nur keine Hobbits in Sicht… noch nicht.

Meine Aufmerksamkeit für den zweiten Teil der Tour lege ich jetzt erst mal auf das kleine Vorgespräch und die Besprechung nach dem Stück. Meine neue Baustelle.

Ich ermuntere ja die jungen Menschen : „Sucht euren eigenen Weg ins Leben“. Zugleich begegne ich unterwegs vielen beeindruckenden Menschen, die von ihrem Weg erzählen, der oft eben nicht gerade war.

Unser kleines Team mit Kerrin und mir hat sich super eingespielt. Kerrin macht einen Superjob. Zeiten der Entspannung werden mehr. Und es macht Spaß!

Mittlerweile sind Idee, Tour und Stücke auch in der Öffentlichkeit angekommen. Die lokale Presse kommt und berichtet. Ich freue mich sehr auf den bundesweiten Bericht der Deutschen Handwerkszeitung. Radio und hessisches Fernsehen finden die Geschichte spannend.

Neben den Jugendlichen bedanken sich auch sehr oft Lehrkräfte. Die Fixierung gerade auch der Eltern auf eine möglichst lange schulische Bildung ihrer Kinder verhindert oft genug geradezu einen zeitlich richtigen Übergang in die Praxis. Die Unsicherheit vieler Schüler lässt sie auf dem ihnen bekannten schulischen Weg als den einzig möglichen verharren. Die Lehrer sind froh, dass sich da jemand auf die Bühne stellt und authentisch darstellt: „Ich habe studiert, und? Im Handwerk habe ich meinen Platz, mein Auskommen und mein Glück gefunden.“ Die Schüler und Schülerinnen sind an dieser Biografie sehr interessiert.

Der Unterschied im Wertesystem zwischen Schule und Lehre ist auf allen Ebenen wahrnehmbar. Wir hören, dass selbst in der Ausstattung von Schulen die Gymnasien stark bevorzugt werden.

Wir freuen uns über die Rückmeldungen, die wir in Bezug auf unser Reisetagebuch, auf unterschiedlichen Wegen erhalten. Danke!

Ein ganz großes „Danke Schön“ an dieser Stelle an den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Kassel, Herrn Horbrügger, der diese Tour zum Laufen gebracht hat, an Herrn Benjamin Schäfer, der ganz am Anfang einen entscheidenden Impuls gesetzt hat, an die hessischen Kreishandwerkerschaften und natürlich an die Sparkassen Hessens für Ihr Engagement, an die Regisseurin Ann Dargies und die Autorin Michaela Bochus für ihre tolle Arbeit.

Gehabt Euch Wohl

Nun denn, mein Herz. Gönn Dir` auf dem Berg eine kleine Pause, und dann mit allem Elan und ganzer Kraft in die zweite Hälfte der Tour. Immer näher an meine neue Heimat Liebenau. Liebe Grüße an Annette, Anna und Paulina. Ich freue mich auf Euch.

rb


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