1. Tag – Mühldorf am Inn

Montag 7. März. Heute beginnt sie nun also in Mühldorf, die Theatertour durch Bayern. Die Mittelschule in Mühldorf, einladend, offen, mit viel Licht. 2007 neu erbaut macht einen sehr sympathischen Eindruck. Der Eindruck verstärkt sich, nachdem ich die 2 jetzt für mich wichtigsten Menschen an der Schule kennen gelernt habe. Die Schulleiterin Frau Jäger, und den Hausmeister Herrn Rund.

Ca. 170 Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 8 und 9 werden heute die Zuschauer sein. Im Nu ist mit deren Hilfe alles in der wunderschönen Aula aufgebaut. Ich freue mich immer, wenn ich mit den Hausmeistern ein paar Worte reden kann. Die kommen nämlich immer aus dem Handwerk.
„Wie sieht es denn hier aus mit dem Handwerk ?“ frage ich.
„Super, aber es gibt viel zu wenig Lehrbuam“ kommt als Antwort.
„Und zu wenig Lehrmadeln“ füge ich hinzu. Damit ist das Kernthema schon ausreichend besprochen.

170 gebannte Schülerinnen und Schüler begleiten den Auftakt meiner Bayerntour

170 gebannte Schülerinnen und Schüler begleiten den Auftakt meiner Bayerntour

Die Aufführung läuft ganz prima. Ich erzähle diesmal ein bisschen mehr aus meinem Beruf. Auch wenn sich viele eher scheuen vor 170 Gleichaltrigen etwas persönliches zu sagen, sehe ich spätestens an der Schlange vor dem Wanderbuch in das die jungen Leute sich eintragen können, dass ich die meisten erreicht habe. Viele Jungs sagen mir dann auch persönlich, dass sie das Stück gut fanden.

Mutig über Leonardos Brücke

Mutig über Leonardos Brücke

Im Nachgespräch gabs auch für mich einen ganz besonderen Moment. Ich erzähle im Stück, dass ich Zimmermann geworden bin, weil man da so richtig große Sachen bauen kann. Ein Junge fragt mich im Publikumsgespräch, was das Größte war, das ich jemals gebaut habe. Als ich vom höchsten Bau mit 45 m Höhe erzähle, der Turmspitze eines Minaretts an einer Mosche, kommt Applaus. Auch im ländlichen Mühldorf ist natürlich die kulturelle Vielfalt angekommen.

Sie hat mir gefallen, die Atmosphäre dort in der Schule. Aufgefallen ist mir ein Schild mit Bild und Namen der „Schülerpausenaufsicht“. Hab ich so noch nicht wahr genommen. Tolle Idee.

Wanderbuch

Obwohl ich heute noch weiter ziehen muss, schaue ich mir natürlich noch Mühlheim an mit dem wunderschönen langen und geschwungenen Marktplatz, der allerdings wegen der vielen Autos schlecht zu fotografieren ist. In der Stadtkirche St. Nikolaus fällt mir neben der prächtigen Ausstattung (alles von Handwerkern gemacht) das Weihwasserfassauf, aus dem man mit einem Krug schöpfen kann. Das erinnert mich an früher, und dass mein erstes Moped noch in einer Fahrzeugweihe geweiht wurde, und einmal im Jahr Weihwasser übers Futter der Kühe gespritzt wurde. In Bayern halten sich Traditionen halt traditionell etwas länger.

Der Humor der Jäger wird im Mühldorfer Jagdmusseum auf eine harte Probe gestellt. Dort findet man bekannte und unbekannte Lebensweisheiten in einer sicherlich einzigartigen Zusammenstellung. Öffnungszeiten leider nur Mittwoch 14 – 18 Uhr.

Jäger mit Humor

Jäger mit Humor

Übrigens, die einzigen, die außer den katholischen Priestern etwas weihen dürfen sind die Zimmerleute, deren traditioneller Richtspruch mit den Worten endet:
„Und nun fahr hin, du Glas zum Grunde, geweiht sei dieser Bau zur Stunde“

Mit Herz und Hand – die Bayerntour 2016

Eine Theaterreise vom 7. bis zum 18. März 2016
Organisiert vom Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks

Mit Gunst und Verlaub

Bayern ist für mich immer noch etwas Besonderes. Bayern ist meine alte Heimat. Genau genommen natürlich Franken. Ich bin in einem kleinen Bauerndorf in der Nähe von Ochsenfurt aufgewachsen, habe in Würzburg Architektur studiert und nicht weit davon entfernt, in Remlingen, 15 Jahre meinen kleinen Zimmereibetrieb geführt. Ich war viele Jahre als Lehrlingswart in der Vorstandschaft der Würzburger Zimmerinnung tätig.

In Bayern liegen meine Wurzeln. Seltsamerweise hat bei uns früher die Grenzziehung zwischen Franken und Bayern nie eine Rolle gespielt. Es gab schon immer mehr Bayernfans als Cluberer, auch als die Erfolgskurven der beiden Vereine noch nicht so auseinender liefen.

Das Handwerk hat in Bayern noch einen höheren Stellenwert als in vielen anderen Bundesländern. Das bayerische Selbstbewusstsein hat auch im Handwerk seinen festen Platz. Dieses Mehr an Tradition und Verbundenheit mit der Heimat, mit den Menschen vor Ort, hat in unserer globalisierten Welt eine sehr große Bedeutung und steht Weltoffenheit überhaupt nicht im Wege.

(Hierzu empfehle ich die Ansichten eines Zimmermanns zur Globalisierung)

Ich freue mich sehr auf diese Theaterreise durch alle 7 bayerischen Regierungsbezirke. Mit 13 Auftritten in 10 Städten werde ich in Mittelschulen versuchen, jungen Menschen das Handwerk näher zu bringen. Der direkte Bezug zum Handwerk geht zunehmend verloren. In einer funktionierenden Gesellschaft braucht es aber unbedingt ein gutes Miteinander zwischen Theoretikern und Praktikern. Dass im Handwerk gerade jetzt allerbeste Chancen auch für die leistungsstarken Jugendlichen liegen, das versuche ich mit dieser Theatertour zu vermitteln.