Mit Herz und Hand – die Bayerntour 2016

Organisiert vom Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks

13 x durfte ich an bayerischen Mittelschulen Richtfest feiern und den Jugendlichen  Handwerk und ganz speziell den Beruf des Zimmerers näher bringen. Das Projekt ist sehr geglückt und bei den knapp 2.000 Schülerinnen und Schülern bestens angekommen. Einige hundert Einträge in mein Wanderbuch sprechen für sich. Ich habe viele hilfsbereite Jugendliche wahr genommen, die sich gut eine Stunde konzentrieren können. Das Handyverbot an bayerischen Schulen ist eine Wohltat.

Als Botschafter des Zimmererhandwerks ist man in manchen ländlichen Bereichen speziell im südlichen Bayern dem Paradies noch relativ nah. Hier wissen die jungen Leute was ein Zimmerer arbeitet, was sie mal werden wollen, oder zumindest, was sie interessiert. Zimmerer ist hier ein sehr angesehener Beruf.

Von diesem kleinen Paradieshügel geht es aber nach allen Seiten hin zum Teil steil bergab. Vom Süden zum Norden, Von Land zu Stadt und von Zimmerer zu vielen anderen Handwerksberufen. Und gar nicht weit entfernt glauben dann die jungen Menschen, dass ein Zimmerer wie ein Zimmermädchen Zimmer herrichtet. Ein Schulleiter in Nürnberg hat mir erzählt, dass er in seiner 40-jährigen Laufbahn noch nie einen Schüler hatte, der Maurer wurde, und dass für viele der CD-Verkäufer beim Karstadt das höchste Ziel wäre.

Mittlerweile beginnen ca 57 % eines Jahrgangs ein Studium. Mehr als die Hälfte aller Realschüler besuchen die Fachoberschule, und bis 2030 werden ca 3.000.000 qualifizierte Fachkräfte im nichtakademischen Bereich fehlen. Mir wurden diese Zahlen während der Tour übermittelt. Und noch eine Zahl. Mehr als ein Drittel aller Studienanfänger verlassen irgendwann die Universitäten ohne jeden Abschluss.

Die Vorstellungen gerade auch im Vergleich der Aufstiegs- und Verdienstmöglich-keiten im akademischen und im Dualen System sind völlig verzerrt und entsprechen nicht den Tatsachen. Ein Meister ist laut OSZE dem Bachelor gleich gestellt. Er wird aber im Schnitt aufs ganze Leben betrachtet deutlich mehr verdient haben. Und seine beruflichen Karrierechancen werden im Schnitt auch besser sein. Bei diesen hervorragenden Möglichkeiten gerade im Handwerk ist es doch völlig verwunderlich, dass Handwerk in der Lebensplanung der meisten jungen Menschen noch nicht einmal am Rande eine Rolle spielt. Die Chancen werden auch nicht gesehen.

Die Geschichte, die mich selbst während der Tour am meisten berührt hat kam von einer Lehrerin. Sie ist Schneidermeisterin und hatte sich während ihrer Lehrerausbildung einmal über eine Beurteilung beschwert. Daraufhin wurde ihr erklärt, dass sie mit ihrer Meistervorbildung niemals eine 1 bekommen könne. Das würde niedriger eingestuft. Das war bestimmt viele Jahre oder gar Jahrzehnte her. Die Ungerechtigkeit war dieser Frau aber noch deutlich anzumerken. Und so viel Menschenkenntnis traue ich mir zu: ihre Arbeiten waren ganz bestimmt die besten.

Handwerk muss sich noch mehr und selbstbewusster präsentieren, nach außen und nach innen. Das ist bei dieser Theatertour hervorragend gelungen. Ich bedanke mich bei allen, die sich dafür eingesetzt haben, speziell beim Landesinnungsverband und bei Herrn Gorchs, der die Tour hervorragend organisiert hat.

Richard Betz

Mit Herz und Hand – die Bayerntour 2016

Eine Theaterreise vom 7. bis zum 18. März 2016
Organisiert vom Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks

Mit Gunst und Verlaub

Bayern ist für mich immer noch etwas Besonderes. Bayern ist meine alte Heimat. Genau genommen natürlich Franken. Ich bin in einem kleinen Bauerndorf in der Nähe von Ochsenfurt aufgewachsen, habe in Würzburg Architektur studiert und nicht weit davon entfernt, in Remlingen, 15 Jahre meinen kleinen Zimmereibetrieb geführt. Ich war viele Jahre als Lehrlingswart in der Vorstandschaft der Würzburger Zimmerinnung tätig.

In Bayern liegen meine Wurzeln. Seltsamerweise hat bei uns früher die Grenzziehung zwischen Franken und Bayern nie eine Rolle gespielt. Es gab schon immer mehr Bayernfans als Cluberer, auch als die Erfolgskurven der beiden Vereine noch nicht so auseinender liefen.

Das Handwerk hat in Bayern noch einen höheren Stellenwert als in vielen anderen Bundesländern. Das bayerische Selbstbewusstsein hat auch im Handwerk seinen festen Platz. Dieses Mehr an Tradition und Verbundenheit mit der Heimat, mit den Menschen vor Ort, hat in unserer globalisierten Welt eine sehr große Bedeutung und steht Weltoffenheit überhaupt nicht im Wege.

(Hierzu empfehle ich die Ansichten eines Zimmermanns zur Globalisierung)

Ich freue mich sehr auf diese Theaterreise durch alle 7 bayerischen Regierungsbezirke. Mit 13 Auftritten in 10 Städten werde ich in Mittelschulen versuchen, jungen Menschen das Handwerk näher zu bringen. Der direkte Bezug zum Handwerk geht zunehmend verloren. In einer funktionierenden Gesellschaft braucht es aber unbedingt ein gutes Miteinander zwischen Theoretikern und Praktikern. Dass im Handwerk gerade jetzt allerbeste Chancen auch für die leistungsstarken Jugendlichen liegen, das versuche ich mit dieser Theatertour zu vermitteln.

Theatertour Baden-Württemberg 2017

Heute beginnt sie also, die Theatertour durch Baden-Württemberg. 10 Aufführungen sind es nun geworden. Ein kleines Mysterium war wohl für alle Beteiligten, dass es manchmal ganz einfach war Schulen für das Projekt zu finden und zu begeistern, und manchmal schier unmöglich. Vielleicht gelingt es ja, ein paar Antworten zu finden. Bei den Schulen die mitmachen, war die Vorfreude jedenfalls groß.

 

07. Februar 2017 Nordheim, Kurt-von-Marval-Schule

Eine sehr schöne neue Schule mit einer wunderbaren Stadthalle erwartet mich. Ob beim Leiter der Berufsorientierung Herrn Wörsching, der Schulleiterin Frau Andrikopoulos-Feucht , oder dem Hausmeister Herrn Kellert, überall große Vorfreude und Hilfsbereitschaft.

Die Jugendlichen kommen aus den 7. Und   8. Klassen. Sie hören und sehen alle gebannt und ruhig zu, und beim Nachgespräch gibt es viele Fragen. Viele laufen nach der Aufführung über die Leonardo-da-Vinci-Brücke. Diesmal hat eine junge Frau sehr schnell erraten, was ich da baue. Sie kannte die Brücke und hatte diese ein wenig anders schon einmal  in einem Workshop gebaut.

Mit dabei war bei der Aufführung Herr Johannes Stopper, der die Zimmererinnung Heilbronn-Öhringen  vertritt, die den Auftritt heute, morgen und übermorgen organisiert und auch finanziert. Herr Stopper erzählt mir eine dieser haarsträubenden Geschichten, die ich in ähnlichen Varianten schon so oft gehört habe: Ein Schulleiter habe bei einer Abschlussfeier seinen Schülerinnen und Schülern in seiner Rede von einem Handwerksberuf abgeraten; denn sie könnten mehr aus ihrem Leben machen.

Leider ist es sehr oft so, dass die großen Chancen des Handwerks nicht wahrgenommen werden. Weder von den Lehrern, noch von den Eltern oder den Jugendlichen.

Heute war das anders. Herr Wörsching hat nach der Aufführung gleich mal angefragt, ob er mit seinen Schülerinnen und Schülern  die Zimmerei Stopper besuchen könne, und ob es die Möglichkeit einer kleinen Führung vor Ort gäbe.

Auf dem Weg nach Nordheim bin ich durch zahlreiche Weinberge entlang des Neckars gefahren. Heute Abend kann ich gleich einen schönen Riesling aus Nordheim genießen, den mir Herr Wörsching als Danke Schön der Schule überreicht hat. Prima, wunderbar. Regional und handwerklich gemacht. So geht das!

Vielen Dank an alle, die sich für den heutigen Auftritt und die Tour engagiert haben.

 

10. Tag – Deining

Zum Abschluss gibt es noch einmal volles Haus. In Deining kommen Jugendliche aus 4 Schulen zur Aufführung. Die 200 Stühle in der schönen Turnhalle sind alle besetzt.

Auch heute frage ich während der Vorstellung einige Zuschauer: „was interessiert denn dich ?“ oder “was kannst du besonders gut?“ Im ländlichen Deining bekomme ich darauf Antworten. Das ist auf dem Land meistens so. Da haben die Jungs und Mädchen viel mehr Möglichkeiten sich auszuprobieren. Die können, dürfen und müssen sich einbringen, mithelfen und anpacken. Und dann weis man auch mehr, was man kann und was einem liegt.

volles Haus in Deining

volles Haus in Deining

Die Aufführung verläuft ganz prima. Im Nachgespräch dauert es etwas, bis Schwung reinkommt. Aber dann gibt es Fragen ohne Ende. Auch ganz persönliche bis hin zum Lieblingsfussballverein. Da kann ich mich heute aus ganzem Herzen über den grandiosen Erfolg der Bayern über Juve freuen.

Mit Herz und Hand on Tour - Das heißt jeden Tag Richtfest

Mit Herz und Hand on Tour – Das heißt jeden Tag Richtfest

Und dann ging es in einer Frage um Handys in der Schule.

Es ist mir ganz extrem positiv aufgefallen, dass es in Bayern ein generelles Handyverbot in der Schule gibt. Ich spiele ja in ganz Deutschland und finde es manchmal erschreckend, wenn junge Menschen in der Pause statt mit ihren Mitschülern nur mit ihrem Handy beschäftigt sind. Manchmal hatte ich schon Visitenkarten mit QR-Code auf die Stühle gelegt, damit die Zuschauer später leicht auf das Reisetagebuch zugreifen können. Da wurde dann während des Stückes parallel auf der Website geguckt. Gratulation an Eltern, Lehrer und an die Verantwortlichen in der Schulpolitik. Wir brauchen junge Menschen, die sich auch längere Zeit in der analogen Welt konzentrieren können. Das hat in allen 13 Aufführungen in Bayern hervorragend geklappt.

Eifirige Brückenbauer in Deining

Eifirige Brückenbauer in Deining

Auch heute wurde die Brücke mehrfach zerlegt und wieder zusammen gebaut. Vielen Dank an den Schulleiter Herrn Hegel und an meine Zimmererkollegen, den Obermeister der Zimmererinnung Josef Zachmeier und den Bezirksobermeister Oberpfalz Thomas Dess, der mir freundlicherweise auch seine Fotos zur Verfügung gestellt hat. Es macht auch etwas aus, wenn die Innungen die Aktion vor Ort unterstützen und wie heute noch 2 Kollegen in Kluft aufschlagen.

Heute gehen die Broschüren weg wie warme Semmeln.

Und nun geht diese wunderbare Tour zu ende und mir bleiben noch 5 Stunden Autofahrt zum Nachsinnen. Für mich war es eine ganz und gar runde und gelungene Tour.

Servus Bayern und ein herzliches Dankeschön

Richard Betz

9. Tag – Perlesreut

Perlesreut im tiefen bayerischen Wald, sehr schön gelegen mit wunderbaren Ausblicken in eine Hügellandschaft, bekommt von mir heute das „Beste Landschaft-Prädikat.“

Landschaft

Die Mittelschule hat eine der schönsten Turnhallen. Hell und freundlich mit viel Holz. Und freundlich ist auch die Atmosphäre dort. Heute sitzen auch Schüler und Schülerinnen der sechsten Klasse auf den Zuschauerstühlen, zum Teil auch von einer Partnerschule. Auch die Sechstklässer hören unglaublich konzentriert zu.

Stolze Jungs

Stolze Jungs

Ein Junge antwortet auf meine Frage: „Was kannst Du denn besonders gut“ mit „kochen“. Koch ist jetzt, so glaube ich zumindest, nicht als klassischer Handwerksberuf eingeordnet. Ich habe die letzte Nacht in einem sehr guten Landhotel mit einer hervorragenden Küche verbracht. Aus dem Gastraum konnte ich durch die offene Küchentür den Koch beobachten. Köche bewundere ich. Das sind Menschen mit Leidenschaft. Die Arbeitszeiten sind unsäglich, der Stress enorm und die Bezahlung nicht gerade berauschend. Und doch gibt es junge Menschen, die das für uns und für sich machen. Der bequeme Weg ist das ganz sicher nicht. Aber der bequeme Weg, der kann es einfach auch nicht immer sein.

Schulleiter mit Belohnung

Schulleiter mit Belohnung

Ich hoffe dass der junge Mann seiner Leidenschaft folgt. Ein Lehrer hat das mal, vielleicht etwas überspitzt, so ausgedrückt: „Das höchste, was sich viele meiner Schüler und Schülerinnen vorstellen können ist CD-Verkäufer beim Karstadt.“ Aber das kann doch nicht alles im Leben sein. Sorry bitte, nichts gegen CD-Verkäufer, egal wo.

Richtspruch "Mit Gunst und Verlaub"

Richtspruch „Mit Gunst und Verlaub“

Frau Petra Schiller war heute als Betreuung vom Zimmererverband da. Sie hat zu Hause einen großen Holzbaubetrieb. Gerade lernen dort 6 junge Menschen den Beruf des Zimmermanns. Zwei mit Abitur, zwei mit Realschule und zwei Mittelschüler. „Und wer sind jetzt die besten ?“ Drei sind hervorragend. Ein Abiturient, ein Realschüler und ein Mittelschüler. Bei so einer Aussage geht mir das Herz auf. Es liegt einfach an jedem selber.

Auch heute bleibt die Brücke an der Schule. „ Zwei Jungs zerlegen sie in Weltrekordtempo. Beim Aufbau muss dann aber doch ein oder zweimal nachgedacht werden. Aber dann steht sie da. Die Jungs sind stolz und viele laufen drüber.

Teamwork

Teamwork

Heute nimmt fast jeder eine Broschüre über den Zimmererberuf mit. Im Bayerischen Wald hat der Holzbau eine große Bedeutung. Dann also „Gut Holz“

Vielen Dank an den Schulleiter der Mittelschule, an Herrn Weiss, an Petra Schiller und an die Redakteurin der Passauer Neuen Presse, Frau Marianne Lechner, die die Zusammenhänge ganz genau erfasst hat und weis, dass man auch die Eltern mitnehmen muss. Ich bin gespannt auf ihren Artikel.

Schade, dass ich keine Zeit habe hier in der Gegend noch ein paar Tage zu verbringen.

8. Tag Regensburg

Eiskratzer und heute noch dazu Schneeschieber lösen langsam Kettensäge und Bohrmaschine als wichtigstes Werkzeug meiner Theatertour ab. Ich habe Glück und komme gut durch zur Clermont-Ferrand-Schule nach Regensburg. Die Aula ist zwar klein, aber sehr fein. Mit ansteigenden Stufen werden heute alle gut sehen.

Allerdings kommen heute so viele Zuschauer, dass auch die Empore gebraucht wird. Ich hoffe, dass die da oben genau so dabei sind, wie die Schülerinnen und Schüler, die genau vor mir sitzen.

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Ich kann mich immer nur wieder bei allen bedanken, die diese Tour unterstützt haben. Heute beim Schulleiter Herrn Lehner, beim Fachgruppenleiter der Zimmerer bei der Bauinnung Regensburg, Herrn Aukofer, und ganz besonders bei Herrn Gorchs vom Landesinnungsverband des bayerischen Zimmererhandwerks. Er hat mit viel Aufwand und Geduld diese Tour ganz perfekt organisiert. Nur durch den teilweise auch ehrenamtlichen Einsatz vieler Menschen in Innungen und Handwerksverbänden kann unser einzigartiges duales Ausbildungssystem mit seiner hohen Ausbildungsqualität bestehen. Auch ein Lehrer aus einer Berufsschule, die mit der Clermont-Ferrand-Schule kooperiert ist mit einigen Auszubildenden gekommen. Berufsschule und Mittelschule bauen demnächst in Zusammenarbeit (ich glaube) Pavillons.

Voll besetzt - bis zur Empore!

Voll besetzt – bis zur Empore!

Bravo, ganz wunderbar. Das Problem im Handwerk ist ja auch, dass die jungen Menschen bis zu einer möglichen Ausbildung nur ganz wenig gebastelt und gebaut haben. Die wissen ja erst einmal gar nicht, wo sie hinlangen sollen.

Die Aufführung verläuft ganz wunderbar. Als die Brücke fertig gebaut ist frage ich, ob die Brücke wohl hält, und wer sich traut das auszuprobieren. Ganz oben auf der Galerie schnellen die Hände hoch und ein junger Mann läuft dann voller Stolz über die Brücke.

Regensburg 1

Nach dem Ende einer sehr guten Nachbesprechung möchte ich wissen, ob die Jugendlichen die Brücke wohl fachgerecht zerlegen und auch wieder zusammen bauen können. Eine Gruppe von Jungs zerlegt sie perfekt, und dann baut sie eine Gruppe von Mädchen genauso perfekt wieder zusammen. Na Also, Respekt ! Jungs und Mädchen packen dann auch meine Sachen auch zusammen, kehren und schleppen. Danke !

Auch der Schulleiter wagt sich über die Brücke

Auch der Schulleiter wagt sich über die Brücke

In meinem Wanderbuch füllen sich heute viele Seiten. Ein Junge, Felix fand die Show cool und möchte wissen, ob ich all die Einträge überhaupt lese. Felix, das tue ich, und mir gibt das auch ganz viel, wenn ich spüre und lese, dass meine Botschaft euch erreicht, und dass sich all die Mühe lohnt.

Auch heute bleibt die Brücke dank Herrn Lehner wieder in der Schule. Ich bin sicher, dass die hier in Regensburg noch ganz oft aufgebaut wird. Leonardo da Vinci wird es freuen.

Und mich auch.

7. Tag Nürnberg

Heute brauche ich keine Angst zu haben beim Richtspruch auf der Brücke mit dem Kopf an die Decke zu stoßen. Die Bismarckschule, ein Jugendstilbau, hat endlos hohe Räume. Allerdings sitzen die Jugendlichen heute tief gestaffelt, sodass viele nicht alles sehen können. Auf- und Abbau gehen auch heute schnell, weil viele helfende Hände da sind, wo man sie braucht.

Richtfest in Nürnberg

Richtfest in Nürnberg

Die Aula ist gefüllt bis auf den letzten Platz. Gleich 5 Schulen schicken heute Zuschauer. Und die sind die ganze Zeit völlig ruhig. Im Theaterstück erzähle ich aus Kanada, und dass dort Holzrahmenhäuser direkt an der Baustelle gebaut werden. Field Factory (Feldwerkstatt) nennt man das System. Heute sitzt im Publikum eine Bauherrin von mir, für die ich in der Nähe von Nürnberg einmal ein Haus auf diese Weise gebaut habe.

Volles Haus in Nürnberg

Volles Haus in Nürnberg

Die Nachbesprechung ist nach der ersten Vorstellung sehr kurz. Es gibt wenige Fragen. Es wird hinterher die Frage aufgeworfen, ob das Stück für Mittelschüler zu anspruchsvoll ist. Nach der zweiten Aufführung an selber Stelle wird meiner Meinung nach die Frage von den Schülern und Schülerinnen selbst beantwortet. Sehr viele, auch tief greifende Fragen z.B. übers Handwerk. Endlos wird über die Brücke gegangen, Das Wanderbuch ist belagert. Einige Jungs würden gerne die Brücke zerlegen und wieder zusammen bauen. Das geht aber gar nicht, weil ständig jemand drüber läuft.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit - Leonardo's Brücke

Im Zentrum der Aufmerksamkeit – Leonardo’s Brücke

Zur 2. Aufführung waren die örtliche Presse, sowie eine Redakteurin der Deutschen Handwerkszeitung gekommen. Ich kann mich nur bei allen bedanken, die sich für die Aufführung engagiert haben. Z.B. bei Herrn Wittmann, bei Herrn Doll, sowie bei Frau Adelmann von den Unternehmerfrauen des Landesinnungsverbandes. Es bedeutet ja immer einen gewissen Aufwand.

Brücke

Im Vorfeld konnte ich mit dem Schulleiter sprechen. In seiner fast 40 jährigen Laufbahn hätte er noch nie einen Schüler gehabt, der nach der Schule z.B. Maurer geworden ist. In der Großstadt Nürnberg ist das Handwerk für die Jugendlichen ganz weit weg, obwohl sie doch überall umgeben davon sind. Z.B. in der wunderschönen Bismarckschule. Wir Handwerker müssen uns mehr zeigen. Selbstbewusst.

Seht her, diese Schule haben Handwerker gebaut.

6. Tag – Würzburg

Zum heutigen Auftrittsort habe ich eine ganz besondere Verbindung. In der Josef Greising Schule in Würzburg werden Zimmerer und Zimmerermeister ausgebildet. Auch ich bin hier einmal zur Schule gegangen. Zum Tag der offenen Tür werden in offenen Werkstätten vor allem von den Auszubildenden ihre Handwerksberufe vorgestellt.

Die Zimmerer erkennt man natürlich sofort. Mit ihrer schicken traditionellen Kluft stechen sie einfach heraus. Eine ganz besonders aufwändige, fast kugelförmige Holzkonstruktion begeistert mich am meisten. Es wurde im Meisterlehrgang gebaut.

Meisterstück

Meisterstück

Hier lerne ich auch einen angehenden Meister mit einer außergewöhnlichen  Zimmermannshose kennen, Benjamin de Silva. Es stammt aus dem Elsass und war 8 Jahre als Compagnon auf der Tour de France. Auf dieser französischen Wanderschaft bekommt man immer wieder auch Schulungen und Weiterbildungen. Das System ist nicht so frei wie die deutsche Walz. Das Meisterstück muss neben der regulären Arbeit angefertigt werden. Benjamin de Silva macht seinen Meister jetzt allerdings in Deutschland.

Beide Aufführungen sind gut besucht. Heute sitzen viele junge Menschen im Publikum, die ihren Beruf schon gefunden haben. Auch viele Zimmerer. Zu meiner Freude auch mein Lehrmeister und mein erster Lehrling ein mittlerweile sehr erfolgreicher Architekt.

 

Eine junge Frau in Zimmererkluft erzählt mir, dass sie ihr Jurastudium abgebrochen hat

Eine junge Frau in Zimmererkluft erzählt mir, dass sie ihr Jurastudium abgebrochen hat

 

Von links nach rechts: Richard Betz, Mein Lehrmeister Josef Feser und Herrn Lang, den Obermeister der Zimmererinnung Würzurg

Von links nach rechts: Richard Betz, Mein Lehrmeister Josef Feser und Herrn Lang, den Obermeister der Zimmererinnung Würzurg

Eine junge Frau in Zimmererkluft erzählt mir, dass sie ihr Jurastudium abgebrochen hat, um Zimmerin zu werden. Natürlich möchte ich wissen, wie es ihr in der Zimmerei geht. Sie kommt prima klar, und findet den Beruf toll. Allerdings wäre sie in den ersten 2 Wochen erst einmal von den Kollegen getestet worden. Vor allen Dingen, ob sie empfindlich ist, oder ob sie auch ein paar Sprüche aushält. Sie erzählt es mit einem Lächeln und mit strahlenden Augen. Sie wird ihren Weg ganz sicher machen.

Zimmermannsklatsch

Zimmermannsklatsch

Immer wieder ein Hingucker ist der traditionelle Zimmermannsklatsch, den 2 Dutzend angehende Zimmerer aufführen. Heute habe ich sehr viele junge Menschen getroffen, die wissen, was sie wollen, und ihren Beruf voller Stolz präsentieren. Z.B. auch ein paar Gruppen von Asylbewerber, von denen vielleicht bald der eine oder andere ein Kollege sein kann. Keine Frage, dass heute mein Theaterequipment von vielen fleißigen Händen transportiert und fachgerecht verstaut wird.

Zimmermannsklatsch

5. Tag Kitzingen

Heute bin ich dem Dorf in dem ich aufgewachsen bin ganz nahe. Rodheim liegt nur 20 km entfernt. In Kitzingen muss ich erst einmal die D.-Paul-Eber-Mittelschule finden. Dort werde ich sehr frisch und freundlich vom Konrektor Herrn Holzgartner empfangen.

Die Aufführung, zu der Jugendliche aus gleich 4 Schulen kommen werden, findet in einer wunderschönen Turnhalle statt. Dort lerne ich etwas ganz Neues. Noch bevor ich überhaupt irgend etwas aufgebaut habe, war gefühlt schon alles falsch. Der Hausmeister unterstellt mir das erst einmal schon vorsorglich.

Kitzingen 6

Die Aufführung, die bis nach Mittag geht, ist am Freitag schon eine kleine Herausforderung für die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Es gelingt aber einwandfrei und Zeit und Energie reichen im Publikumsgespräch sogar noch für ziemlich viele Fragen.

Trotz später Stunde sind die Schülerinnen und Schüler engagiert dabei und verewigen sich im Wanderbuch

Trotz später Stunde sind die Schülerinnen und Schüler engagiert dabei und verewigen sich im Wanderbuch

Dann ist die Brücke wieder im Mittelpunkt des Interesses. Wieder wird munter darüber gelaufen. Aber heute gibt es ein echtes Schmankerl als Zugabe. Ein Turnlehrer, so vermute ich zumindest, macht auf der doch etwas wackeligen Konstruktion einen perfekten Handstand mit Abgang.

Sportlicher Abgang von der Leonardo Brücke - Wow!

Sportlicher Abgang von der Leonardo Brücke – Wow!

Heute möchte ich mich ganz herzlich beim Obermeister der Zimmererinnung in Würzburg bedanken, Herrn Lang. Er hat nicht nur die Fotos zum heutigen Beitrag beigesteuert, sondern das Projekt bei Landesinnungsverband eingebracht, dessen (glaube ich) Vizepräsident er ist.

Ich ziehe meinen Hut.

Die Brücke bleibt auch heute an der Schule. Herr Baumgartner zeigt seine Freude daran.

Dann viel Spaß damit und ein schönes Wochenende

4. Tag Nördlingen

Heute wird es terminlich anspruchsvoll. Zwei Vorstellungen für die Mittelschule Nördlingen an zwei verschiedenen Orten, die zeitlich ziemlich eng beieinander liegen. Allerdings stellt sich das dann alles als leicht lösbar heraus. Frau Anna Stöcklein hat die Betreuung im Griff und eine ganze Menge ziemlich tüchtiger Jungs und Mädchen packen perfekt mit an.

Volles Haus in der Mensa

Volles Haus in der Mensa

Nach erste Aufführung in der restlos gefüllten Mensa baut ein Trupp fitter Jungs alles blitzschnell ab. Stühle und Tische werden in Rekordtempo fürs Mittagessen auf- und umgestellt und meine Sachen ins Auto gepackt und in der Turnhalle gleich wieder hochgeschleppt. Für die Bestuhlung sind dann 4 selbstbewusste Mädchen zuständig, die sich eine glatte eins in Mathematik verdient haben, weil sie Bänke, Matten und Stühle perfekt um eine Achse spiegeln können. Celina Abele übernimmt dann auch noch die Aufgabe Fotos zu schießen. Das macht sie sehr gut.

Action in der Mensa

Action in der Mensa

Die Vorstellungen laufen perfekt. Nach der Vormittagsaufführung ergreift dann noch der Zimmerermeister Günter Enslin das Wort und erläutert mit seinen Worten die Vorteile einer Ausbildung zum Zimmerer. Einen kleiner Flyer mit den ausbildenden Innungsbetrieben hat er auch noch dabei. Eine gute Idee.

Engagiert - Zimmerermeister Günter Enslin erläutert mit seinen Worten die Vorteile einer Ausbildung zum Zimmerer

Engagiert – Günter Enslin erläutert mit seinen Worten die Vorteile einer Ausbildung zum Zimmerer

Am Nachmittag laufen die Schüler und Schülerinnen ohne ende immer wieder über die Brücke. Ein Heidenspaß. Am Ende bauen die Jungs wieder alles ab und helfen mir bis alles zurück im Auto ist.

Klasse!

 

Weitere Impressionen vom wunderbaren Besuch in Nördlingen

3. Tag – Germaringen

Heute gibt es viele Verbindungen zur Mittelschule Germaringen. Frau Andrea Haupt vom Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks ging hier mal zur Schule. Der stellv. Obermeister der Zimmererinnung Leonhard Menter hat seinen Betrieb im Nachbarort und stellt seinen Beruf regelmäßig in der Mittelschule Germaringen vor. Er hat immer genug Auszubildende und zur Zeit auch eine junge Frau im 2. Lehrjahr – „Die ist richtig gut“

Gespannte Zuschauer in Germaringen

Gespannte Zuschauer in Germaringen

Heute habe ich reichlich Hilfe beim Aufbau. Die Jungs und Mädels können anpacken und wissen auch, was ein Zimmermann so arbeitet. Und am Ende räumen die SchülerInnen auch alles wieder auf.

Die Vorstellung läuft ganz Prima. Die Zuschauer sind die ganze Zeit über voll dabei. Zur Nachbesprechung hole ich auch meinen Kollegen Menter auf die Bühne. Er findet genau die richtigen Worte um jungen Menschen unser Handwerk näher zu bringen.

Leonhard Menter Zimmermann mit Herz und Hand

Leonhard Menter Zimmermann mit Herz und Hand

„Wenn die von Work und Travel erzählen, dann sag ich immer, das machen wir Zimmerleute schon seit hunderten von Jahren. Wir müssen halt was tun um für unser Handwerk zu werben“ sagt er. Ich finde es braucht im Handwerk Menschen, die das mit Herz und Hand so überzeugend den jungen Menschen vermitteln.

Heute laufen ganz viele Schüler und Schülerinnen über die Brücke, zerlegen sie und bauen sie wieder zusammen.

gut gebaut und hält

gut gebaut und hält

Am Schluss nehmen wieder ungefähr 60 junge Menschen die wunderbare Broschüre des Zimmererverbandes mit. Die wird nicht verteilt. Sie nehmen sie von sich aus mit, und fast so viele Schreiben auch ihren Namen in mein Wanderbuch verbunden mit einem Danke schön der Schule und besten Wünschen.

So macht das alles Freude. Danke auch an den Schulleiter Herrn Kreuzer.

Die Brücke kann dank meines neuen Vorrates an gedrechselten Hölzern an der Schule bleiben. Da können noch viele junge Menschen die grandiose Erfindung Leonardo da Vincis zusammenbauen.

Zu Gast bei der Mittelschule Germaringen

Zu Gast bei der Mittelschule Germaringen