Auf Wanderschaft

1. Mai – der zweite Tag

Eine Maiwanderung. Von Gronau führt uns ein wunderbarer Höhenwanderweg mit traumhaften Ausblicken nach Bensheim. Das helle, lichte Maiengrün der Bäume ist zauberhaft, wie jedes Jahr. Claudia hält irgendwann den ersten Maikäfer in Händen, dem es zum Fliegen eindeutig zu feucht und zu kalt ist.
Wie bei Wanderburschen traditionell üblich, werde auch ich zu Beginn meiner Theaterwanderung von Freunden “hinausbegleitet” in die weite Welt. Zu meiner großen Freude sind diese aus Nürnberg, Kassel und Frankfurt angereist.

Traditionell werden Wanderburschen am ersten Tag ihrer Walz von Freunden begleitet

Traditionell werden Wanderburschen am ersten Tag ihrer Walz von Freunden begleitet

Am ersten Mai ist ganz Bensheim oben in den Weinbergen zur traditionellen “Bergsträßer Weinlagenwanderung”. Das Wetter spielt leider nicht so ganz mit. Immer wieder regnet es, aber das stört hier erstaunlich wenig. Die Jugend ist zum Teil in sehr origineller Kleidung unterwegs, man trifft sie in Shorts und Schottenrock. Praktischerweise tragen Mann und Frau das Probiergläschen in einem Lederetui um den Hals, da geht nichts verloren auf dem Weg von Stand zu Stand. An einzelnen Stationen wird der Wein verkostet, es gibt Kleinigkeiten zu essen, nette Gespräche und allenthalben gute Laune.

Gespraech_Blog_Maiwanderung

Austausch mit Bensheimer Maiwanderern

Maikaefer_Startet-Blog

Flieg, Maikäfer flieg!

Am späten Nachmittag wartet die Oase der Ruhe auf uns. Während wir uns von der “Tour” erholen, spielt Tom aus Nürnberg traditionelle Lieder auf seinem Akkordeon und zaubert für uns echte irische Frühlingsstimmung.
Welch ein fantastischer Start für unsere Theatertour! Gestern ein gebanntes Publikum und märchenhafter Besuch aus Hofgeismar. Heute der Beginn meiner “Walz” gemeinsam mit Freunden, ganz traditionell.

rb

Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten mutigen Schritt (aus „Mit Herz und Hand“)

1. Tag – Donnerstag 30.April 2015

Das letzte Angebot geschrieben, die letzten Telefonate erledigt, Material-bestellung gefaxt. Der Transporter mit Bühnenbild und Technik geladen.

Das war‘s. Was jetzt nicht erledigt ist, muss warten.

Einsteigen, Zündschlüssel umdrehen, und endlich geht es los. Einen Monat auf Theatertour durch Hessen. Einen Monat sich nur um eine Sache kümmern. Das klingt ganz wunderbar nach dem Spagat der letzten Monate zwischen Zimmerei, Theater und Familie.

Das erste Ziel: ein Campingplatz mit dem verheißungsvollen Namen “Oase der Ruhe”, gelegen am Hintenausweg. Welche Verlockung. Dort wird unser Tourhotel und Tourbüro, ein Wohnwagen älterer Bauart, abgestellt. Wir, das sind Kerrin Hänning, die mich auf der Tour begleitet, Büro – und Pressearbeit erledigt, Kontakte und Websiten pflegt, fotografiert und filmt und ich, ein Zimmermann auf Theater-Wander-Tour durch Hessen. Die Oase der Ruhe wird nur für ein oder zwei Stunden unser Refugium sein. Dann geht es weiter zur Gesschwister-Scholl-Schule nach Bensheim. Bühne aufbauen, Licht und Ton.

Ein ganzes Jahr Vorbereitung liegt hinter uns, von der ersten Idee bis zum heutigen Tag. Und jetzt startet sie, die Theatertour „Mit Hans im Glück zum Hessentag“.

Nie hat jemand dieses Gefühl besser beschrieben als Hermann Hesse: “Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben…“ Doch immer lässt man dabei etwas zurück. Vier lange Wochen werde ich auf meine wunderbare Familie verzichten müssen.

Vier Stunden nach dem Aufbruch von Ersen reicht es in der Oase der Ruhe gerade mal für eine Brotzeit, bevor wir zum ersten Auftritt starten.

Prominenter Besuch hat sich angekündigt: Dornröschen und Ihr Prinz, das Hessentagspaar aus Hofgeismar, beide bezaubernd, Herr Horbrügger von der Kreishandwerkerschaft Hofgeismar, der Bürgermeister Rolf Richter aus Bensheim, die Schulleiterin Angela Lüdtke und Vertreter der Kreishandwerkerschaften Bergstraße, Darmstadt und Groß-Gerau begleiten den Start dieser einzigartigen Theatertour.

Lampen an, besagtes Lampenfieber gibt‘s gratis dazu. Jugendlichen das Handwerk näher bringen, eine ihnen fremd gewordene und neu zu entdeckende Welt. Es dauert am Anfang immer ein wenig, aber irgendwann wird man die berühmte Stecknadel im Schulforum fallen hören.

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Zimmerer „Paul Ballmer“ zieht sein Publikum in Bann

Spannnung unter den Schülerinnen und Schülern.

Spannnung unter den Schülerinnen und Schülern.

Am Ende darf jeder der möchte über die Brücke gehen, die Leonardo da Vinci für über 500 Jahren erdacht hat. Ein Junge, vielleicht 12 Jahre alt erweist sich als Handwerker-Supertalent. Er zerlegt die Brücke fachmännisch und baut sie im Alleingang wieder auf. Genial.

Eintrag von zwei Schülerinnen in mein Wanderbuch: “Sie sind ein total lustiger Typ und können gut singen…wir haben erfahren, dass Zimmermänner sehr einfallsreich sind.“

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Freunde aus Nürnberg sind für den Start meiner Tour angereist mit Kind und Kegel und Akkordeon. Ein abschließendes Essen mit den Freunden, mit Herrn Horbrügger und den Vertretern der Kreishandwerkerschaften und natürlich mit Dornrösschen und ihrem Prinzen runden einen wunderbaren Auftakt ab.

22.00 Uhr, Oase der Ruhe.
Gute Nacht