12. Tag – elfter Mai
Morgens Fahrt zur Erich-Kästner-Schule nach Oberursel. Erich Kästner ist als Erzähler ein Vorbild für mich. Er kann tiefe Lebensweisheiten ganz leicht und selbstverständlich vermitteln. Das Interesse von Schulleitung, Kreishandwerkerschaft und Sparkasse an meiner „Mission“ ist sehr anerkennend. Die Vorstellung mit ca 100 Zuschauern wunderbar.
Heute sind die Künstler bei der Arbeit zu bewundern. Ich lerne Wolfgang Folmer kennen. Er schneidet Gedichte von Hölderlin in die vorbereitete Oberfläche mächtiger Baumstämme. Es entstehen poetische überdimensionale Schriftrollen. Ohne Punkt und Komma fließen die Verse ins Holz. Ein Stück Entschleunigung in einer hektischen Welt. Vielleicht sind Baum und Gedicht im selben Jahr geboren worden. Er erzählt von Bäumen und ihren Geschichten, die die Zeit in das Holz geschrieben hat.
Ich finde, man müsste vor jedes Kultusministerium Deutschlands einen seiner Gedichtbäume legen, um die Schreibschrift zu retten, die vom Aussterben bedroht ist.
Für mich, der als Zimmermann auf so vielfältige Weise mit dem Werkstoff Holz arbeitet, öffnet sich hier eine noch viel größere Welt der Möglichkeiten. Astrid Müller, eine Bildhauerin aus Kassel ist unter den Künstlern. Da wir heute nach Weilburg weiterziehen, kann ich die fertigen Arbeiten kann ich leider nur im Netz betrachten.
Das Abendessen kochen wir auf dem Campingplatz und essen direkt an der Lahn. Hessen ist immer wieder schön.