Dritter Tag – der 2. Mai
Die Bestellung scheint angekommen zu sein. Geliefert wurden blauer Himmel und Morgensonne. Letzte Chance für die Vertonung und die Welturaufführung meines “Weisswurstliedes”, dessen Text mir vor einem guten Jahr im Allgäu auf den Weisswurstteller gefallen ist. Tom fährt heute zurück nach Nürnberg, und mit ihm sein Akkordeon, die Zeit drängt: Aus dem Stand soll der Song verfilmt werden.
Schöne Plätze dafür lassen sich in Gronau mühelos finden. Nur keine ohne Autoverkehr. Spätestens in die dritten Strophe mischen sich Motorenlärm, Hupen oder auch die Kirchturmglocke. Vor und hinter der schönen Kirche, die romantische Bank unter einen Baum, alles Fehlanzeige. Langsam leidet die Stimme. Bleibt als Rettung nur der Hintenausweg.
Mitten in die dritte Strophe tuckert diesmal ausnahmsweise ein Traktor. Abwechslung muss sein. Doch Rettung naht: Aus einem wunderbaren Garten werden wir begrüßt, und dürfen unsere Aufnahme darin vor der Kulisse eines traumhaft schönen Fachwerkhauses machen. Der Besitzer Herbert Rohde, ein Architekt hat das alte Anwesen in ein wahres Paradies verwandelt. Hut ab ! Und wie es der Zufall so will, ist der Sohn unseres Gastgebers selbst Zimmermann und Architekt.
Das Weisswurst Lied oder die Hymne der Veganer
Nach einem wunderbaren Gespräch, einer Einladung zum Verweilen, sowie einem “Zehrgeld” das der Hausherr dem “Wanderburschen” in die Jackentasche steckt, ziehen wir weiter. Dankbar und berührt. Kerrin hat die Aufnahme im Kasten und schon müssen wir los. Frankfurt wartet!
Um 15.00 Uhr steht eine Aufführung des Familienstückes “Hans im Glück oder der Traum vom Fliegen” auf der Tagesordnung. In der Geschäftsstelle des Verbandes Baugewerblicher Unternehmer Hessen wartet Herr Kuhn entspannt auf uns. Ich freue mich, mein Erstlingswerk wieder einmal spielen zu können und habe sichtlich Spaß dabei. Und ich bekomme die erste Eintragung auf Japanisch in mein Wanderbuch! Wer hilft mir, die rätselhaften Zeilen zu entschlüsseln?
Unter den Zuschauern war ein 10-jähriges Mädchen mit Ihrer japanischen Mutter und ihrem deutschen Vater. Lilia wollte gern ein Foto zusammen mit Johann, dem Zimmerergesellen und so kamen wir ins Gespräch. Natürlich hat mich die Geschichte dieser Familie interessiert. Der Vater, wie ich ein Bauernsohn, stammt aus derselben Gegend Frankens wie ich. Unsere Wurzeln ähneln sich ungemein. Seine Frau hat er in Kanada kennen gelernt. Die Welt, so groß und doch so klein, sie erstaunt mich immer wieder von neuem! Ein kluger Mensch hat einmal ausgerechnet, dass wir im Schnitt über 7 Stationen mit jedem Menschen dieser Erde verbunden sind.
Dann heißt es noch von Claudia, Tom und Sebastian Abschied nehmen, die uns die letzten Tage begleitet haben. Danke, Ihr drei! Müde und abgekämpft kommen Kerrin und ich in der Oase der Ruhe an, erfüllt von einem wahrlich Wunder-vollen Tag.
Text rb
Fotos kh