Von Jungbrunnen, verschlossenen Märchenhäusern und wahren Ausbaumeistern

17. Tag – sechzehnter Mai

Ich bin mit dem Fahrrad auf dem Bahnradweg Rotkäppchenland unterwegs. Gut 70 km. Heute will ich mal Strecke machen. Mühelos fahre ich trotz Gegenwind zügig bergauf. Ich fühle mich stark, jung und frei. Ein wunderbares Lebensgefühl, das allerdings hauptsächlich von einem kraftvollen Bosch-Elektromotor gespeist wird. Ich sitze zum ersten mal in meinem Leben auf einen E-Bike. Tolle Sache.

Dürfen richtige Wanderburschen eigentlich auf einem Fahrrad auf die Walz gehen? Warum denn nicht? Einen Nachteil hat das schnelle Reisen auf jeden Fall. Für viele Begegnungen am Wegesrand bin ich mit meinem E-Bike zu schnell. Dafür haben mich noch nie so viele Menschen so offensichtlich angelächelt. Ein Typ in Kluft auf einem Fahrrad, das lädt jung und alt zum Schmunzeln ein. Unterwegs bestaune ich eine ganz wunderbare Holzfigurengruppe von einem Künstler namens Kurt Makowski.

Radwandern ist doch auch eine Wanderschaft... oder?

Radwandern ist doch auch eine Wanderschaft…

In Neukirchen möchte ich unbedingt das Märchenhaus besuchen um Neuigkeiten über das Wirken der Brüder Grimm zu erfahren. Doch diesmal habe ich leider Pech. Weder Rotkäppchen, noch Rapunzel gewähren mir eine Audienz. Das Märchenhaus ist an den Wochenenden meistens geschlossen. Schade. Am Endpunkt meiner Reise sind wir beide ziemlich nassgeregnet und total schlapp. Der Fahrrad-Akku und ich. Weiter geht’s mit Transporter und Wohnwagen.

Am Campingplatz weiß der Besitzer schon über mich Bescheid: „Sie kommen zum Sprintertreffen. Platz 200 bis 270. Es sind schon 40 da.“ Mein Zugfahrzeug ist zwar ein Mercedes Sprinter, aber von einem Treffen weiß ich nichts. Das Sprintertreffen interessiert mich natürlich sofort. Also Platz 204. Die meisten Fahrzeuge sind mit sehr viel Liebe zu Wohnmobilen ausgebaut. Keines gleicht dem anderen. Hier sind wahre Meister am Werke. Gucken gerne erlaubt. Eines gefällt mir besonders gut, weil es in Perfektion mit Holzmöbeln und Holzwänden eingerichtet ist. Alles in Eigenbau.

Der Besitzer ist Anlagenbaumeister. Die Technik ist vom allerfeinsten. 700 m Kabel, ein Sicherungs- und Schaltschrank mit einer Technik, die bestimmt auch eine kleine Industrieanlage steuern könnte. Und das Holz? Wie kommt es dazu? Der Sohn baut als Hobbyschreiner gerne etwas aus Holz. Die Lust dazu und die nötigen Kenntnisse hat er an seiner Schule gelernt. Er ging auf eine Waldorfschule. Ich sehe mir die Möbel genauer an. Da könnte ich nicht mithalten, und da zieht bestimmt auch so mancher Schreiner seinen Hut. Gratulation an Vater und Sohn.

Zu Gast bei Rotkäppchen

Zu Gast bei Rotkäppchen

Ich sehe mir alle Fahrzeuge an und sammele schon mal Ideen für ein Theater-Tour-Mobil. Das Riesengespann mit Wohnwagen ist nur eine Notlösung. Mit einem Tourmobil kann man in den Städten in denen die Aufführungen sind auf einem Mobilstellplätzen übernachten, und hat im Gegensatz zu den abgelegenen Campingplätzen auch Internetzugang für die Büroarbeit. Und dieses Tourmobil, das wird dann auch ein Unikat. Ich sehe mich schon voller Stolz stehen, bei einem Sprintertreffen irgendwo auf dieser Welt. Die Schiebetüre weit geöffnet. Das habe ich gebaut. Im Gepäckabteil habe ich mindestens 4 m³ Brennholz dabei, für das Sprintertreffenlagerfeuer.

Sprintertreffen

Sprintertreffen


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